Eine nüchterne Analyse zeigt: Die Sexuallehre der Kirche hat
recht behalten - Eine Analyse von Christa Meves
Der Traum der 68er Generation vom erfüllten Leben durch frei, ohne Tabus
ausgelebte, sexuelle Beziehungen hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil.
Am Beginn des 3. Jahrtausends stehen wir vor den Scherben dieser Illusion...
Was war das für ein Sturm der Entrüstung, der 1967 durch das Land
ging - mitten hinein in eine anscheinend doch so befreiende Erfindung der Pharmazie:
Der negativen Reaktion des Vatikans auf die Freigabe der Anti-Baby-Pille zwei
Jahre zuvor. Diese Kirche - so hieß es unisono in den Medien - da sehe
man wieder, wie starr, wie hoffnungslos veraltet sie ist: Sie wagt es, den Katholiken
zu raten, von diesem Wundermittel Abstand zu nehmen!
Kaum jemand hielt sich daran. Nur vier Prozent unter den Katholiken konnten
das einsehen - von der übrigen Bevölkerung ganz zu schweigen. Denn
sie war zu neuem Fortschritt aufgebrochen: Der Befreiung zu Lust. Siegesgewiß
wurde der Götze Sex bis heute auf den Thron gehoben und räkelt sich
dort immer noch unverblümt und gänzlich ungeniert. Aber Götzendienst
macht blind. Sieben Jahre nach der Freigabe der Pille zur schönen Lust
ohne Reue war das Niveau der Geburten in Deutschland von 2,3 Kindern pro Familie
auf 1,3 abgesunken - und dabei blieb es volle 30 Jahre lang, ohne daß
sich jemand darum kümmerte. Daß eine Bevölkerung, in der so
wenige Kinder geboren werden, auf die Dauer verarmen muß, wurde nie je
in einem Wahlkampf bei den Parteien von welcher Couleur auch immer zum Thema
erhoben. Im Gegenteil: Hinter aller sonstiger Wichtigkeit wurde die Familie
und ihr Wert für die Gesellschaft immer weiter hintan gestellt. Volle 30
Jahre lang war diese Unterlassungssünde klar ersichtlich - volle 30 Jahre
lang machten die Medien und die Politiker davor die Augen zu. (Volle 30 Jahre
zirpte ich mit meinen Publikationen allein dagegen an.
Sind die Menschen durch die Befreiung zur Sexualität glücklicher geworden?
Das wird der Bevölkerung zwar allabendlich im Fernsehen suggeriert, aber
die Bilanz - sogar im Hinblick auf das Lebensglück des einzelnen - sieht
mehr als trübe aus. So wenig das in unsere neuerungssüchtige Zeit
paßt: Die Enzyklika Humanae Vitae hat heute durch die negativen Bilanzen
der Sexwelle ihre volle Berechtigung als Schutzbarriere für katholische
Christen unter Beweis gestellt. Die Abkoppelung der Sexualität von der
Fortpflanzung mit Hilfe der Verhütungsindustrie und die dadurch heraufbeschworene
Vertechnisierung der Sexualität führte zu einer Dezimierung der Ehewilligkeit:
1962 wurden in Deutschland (bei einer Bevölkerung von 60 Millionen) noch
530.000 Ehen geschlossen, 1997 waren es (bei 81 Millionen) nur noch 422.600).
Der Geburtenschwund ist in Deutschland mittlerweile so bedrohlich, daß
die heute Jungen kaum Aussicht mehr haben, einst einen Rentenanspruch erheben
zu können. Die Zahl derjenigen, die sie erarbeiten müssen, ist dann
viel zu klein. Mit der sogenannten "Freiheit in der Ehe" wurde der
Ehebruch legitimiert, aber infolgedessen nahmen - unter der Mißachtung
der christlichen Forderung nach Einehe auf Lebenszeit - auch die Scheidungen
in einem gigantischen Ausmaß zu. Jede dritte Ehe wird in Deutschland geschieden.
Und die betroffenen Kinder, die meist im Kreidekreis zwischen zerstrittenen
Eltern stehen und dadurch oft seelisch Schaden nehmen, entwickeln als Erwachsene
wenig Lust zu eigener Familienbildung. An die Stelle der Familie ist die Ehe
ohne Trauschein getreten. Aber der "Lebensgefährte" entwickelt
sich heute immer häufiger zum "Monatsgefährten" . Man kommt
immer seltener über Jahrzehnte hinweg miteinander aus. Das Ende ist oft
ein verbittertes Leben als Single - mit dem traurigen Eingeständnis, daß
man die Zeit zur Familiengründung verpaßt hat. Die Zahl der Eheschließungen
ist längst um die Hälfte abgesunken. 40 Prozent der 40jährigen
Akademikerinnen haben keine Kinder.
Zugenommen haben auch die Frauen- und die Geschlechtskrankheiten, die Unfruchtbarkeit
und eine durch Enttäuschung bedingte psychische Scheu vor dem anderen Geschlecht.
Zu beklagen ist ferner - trotz der so breitflächigen Aufklärung -
eine Zunahme unerwünschter Schwangerschaften und damit der Abtreibungen
von 300.000 Kindern pro Jahr in der Bundesrepublik Deutschland. Seit der Aufweichung
des Abtreibungsparagraphen 218 - so errechnete jüngst Manfred Spieker -
sind acht Millionen Kinder allein in Deutschland gewissermaßen "legal",
auf Kosten der Krankenkassen abgetrieben worden. Der Mißbrauch der Sexualität
bewirkte darüber hinaus ein Ansteigen der Sexualdelikte und der Perversionen.
300.000 Kinder werden angeblich in einem Jahr mißbraucht. Aus diesen Opfern
werden im Erwachsenenalter nicht selten Täter, das heißt Menschen,
deren fehlgeleitete Sexualität ihnen die Willensfreiheit raubt, indem ihre
Sexualsucht sie zu beherrschen beginnt. Seit 20 Jahren rast eine tödliche
Geschlechtskrankheit unkontrolliert durch die Welt. 24 Millionen Menschen sind
bereits an Aids gestorben, täglich werden Hunderte neu infiziert. Sie werden
damit zu Ansteckenden - oft ohne daß einer das vom anderen weiß;
denn Aids hat eine Latenzzeit von zehn Jahren! Selbst die Ärzte in Deutschland
sind zu keinerlei Angaben verpflichtet. Diese neue Pest wird in unverantwortlicher
Weise ignoriert, um den Götzen Sex nur nicht in Frage zu stellen. Die Gesellschaft
wurde also durch die maßlose Liberalisierung der Sexualität nicht
- wie die Propagierer es verheißen hatten - friedlicher ("Make love,
not war!") und nicht gesünder, sondern morbider.
Freilich reichen diese Erfahrungen nicht aus, den Stellungnahmen des kirchlichen
Lehramtes mehr Gehör zu schenken - im Gegenteil! Während in den Talk-Shows
und Gazetten zwar neuerdings wortreich über das unangemessene Verhalten
der Männer geklagt wird (um in feministischer Intention ihre Schändlichkeit
zu beweisen), bleibt die Verführung der Jugend zu früher Aufnahme
von Intimbeziehungen (sogar durch Aufklärungsschriften der Regierung) ebenso
im Trend wie die Überschwemmung des Medienmarktes mit Pornographie. Beharrlich
- und gegen die Erfahrung, daß die Verhütungsindustrie auch gerade
die Vielzahl der Abtreibungen mitbedingt - wird weiter der Bevölkerung
suggeriert, daß es möglich sei, den so mächtigen Antrieb erst
zu entfesseln, um ihn dann mit Gummi und Chemie in Schach zu halten. Nirgendwo
deutet sich in den Medien ein Lernprozeß an zu der Einsicht, daß
der Mensch zu schwach ist, um den Fortpflanzungstrieb in freier Wildbahn zur
Eingrenzung zu bringen.
Selbst die Ärzteschaft weiß nichts anderes zu empfehlen als die französische
Abtreibungspille RU 486, um der elenden Abtreibungspraxis und ihrem schlechten
Gewissen enthoben zu werden. Die Schulen hantieren weiterhin mit Kondomautomaten,
Sexkoffern und mittlerweile in Berliner Schulen auch schon mit direkter Empfehlung
zur Homosexualität im Unterricht. Nach schwedischem Vorbild hofft man,
daß bald schon auch die "Pille danach" an jedes noch so junge
Mädchen verkauft werden darf, das vermutet, es könnte sich als Folge
eines intimen Abenteuers ein "Notfall" eingestellt haben... Daß
die Verlautbarungen des Vatikans mit den Empfehlungen zur natürlichen Familienplanung
eine Kultivierung des Liebens zum Ziel haben, daß die Kirche auch hier
ihren generellen Auftrag zu erfüllen sucht, Gottes Schöpfungsordnung
zu erhalten - dies rückt unter dem Einfluß von Illustrierten und
Fernsehen häufig selbst den Katholiken nicht mehr ins Bewußtsein.
Und dies alles, obgleich die Empfehlung zur Einehe auf Lebenszeit durch das
Elend der vereinsamenden Alt-Singles, durch den Überdruß der jugendlichen
Experimentierer mit dem Konkubinat und der Promiskuität eine hieb- und
stichfeste Rechtfertigung erfuhr. Nicht zuletzt das Elend im ehemaligen Ostblock
hat die Unaufgebbarkeit von konstanter, persönlich haftender Familie zu
Tage gefördert.
Wie beglückt müßten angesichts solcher Entwicklungen eigentlich
die Katholiken sein, daß sie einer Kirche angehören, die in ihrem
Lehramt, in ihrem Glaubenszentrum dem zweiten diabolischen Ansturm dieses Jahrhunderts
auf Europa unerschüttert widerstand und so zum zweiten Mal sichtbar werden
ließ, daß es ihr möglich war und ist, die Wahrheit in ihrer
ganzen geoffenbarten Tiefe zu vertreten. Stattdessen lassen sich viele weiter
in den Sog des Zeitgeistes ziehen, indem sie die Kirche durch "Demokratisierungstendenzen"
zu zerspalten suchen und nicht erkennen, daß die gezüchtete Allergie
gegen Machtmißbrauch, den man der Kirche vorwirft, eine veraltete Masche
marxistischer Unterwanderungsbestrebungen ist. Die Katholiken sollten wenigstens
die Bewährung der Enzyklika Humanae Vitae als Etappensieg feiern und mit
der Erfahrungsbilanz der vergangenen 35 Jahre unerschüttert der so schädlichen
Verwilderung der Jugend entgegenwirken!
(Quelle: kath.net,
Vision2000)