Die Ergebnisse aktueller Studien im Überblick: Frauen nach der
Abtreibung haben vermehrt Depressionen, Ängste und Aggressionen. Gründe
für den schnellen Abtreibungsentschluß: Zu wenig Information und Unterstützung.
Christchurch, 27. Februar 2006 (ZENIT.org).- Viele Frauen lassen eine Abtreibung
vornehmen, weil sie sich allein gelassen oder überfordert fühlen und
von den verschiedenen Hilfsangeboten, die ihnen zur Verfügung stehen, nichts
gehört haben. Die Ergebnisse neuer Studien bestätigen zudem, dass
Frauen unter den Folgen einer Abtreibung leiden – eine Tatsache, die oft
vergessen zu werden scheint.
Am 3. Januar berichtete der "Sydney Morning Herald" über eine
neue Forschungsarbeit aus Neuseeland, "die bisher genaueste Langzeitstudie
über das kontroverse Thema" der Abtreibung, in der aufgezeigt wird,
dass eine Abtreibung das Risiko einer psychischen Erkrankung erhöht. Die
Studie wurde von Professor David Fergusson durchgeführt, der sich selbst
als "Atheist, Rationalist und Lebensschützer" bezeichnet und
in der neuseeländischen Stadt Christchurch an der "School of Medicine
and Health Sciences" (Institut für Medizin und Gesundheitswissenschaften)
arbeitet.
Die Ergebnisse seiner Studie, die im "Journal of Child Psychiatry and
Psychology" ("Zeitschrift für Kinderpsychiatrie und –Psychologie")
veröffentlicht worden sind, stützen sich auf die Erfahrungen von 1.265
Menschen, die seit ihrer Geburt in den siebziger Jahren ständig begleitet
und beobachtet worden sind. Von diesen "Testpersonen" wurden 41 Prozent
der Frauen schwanger. 14,6 Prozent trieben ihr Kind ab. Bis zum Alter von 25
Jahren waren 42 Prozent der Frauen, die abgetrieben hatten, an einer schwereren
Depression erkrankt – 35 Prozent mehr als bei jenen, die entschieden hatten,
ihr Kind auszutragen. Ein ähnliches Verhältnis zeigte sich bei der
Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Angstneurose. Und bei Frauen, die mindestens
eine Abtreibung gehabt hatten, war die Wahrscheinlichkeit gefährlicher
Alkoholprobleme doppelt so hoch und die Wahrscheinlichkeit des Medikamentenmissbrauchs
dreimal so hoch wie bei jenen, die ihre Schwangerschaft nicht abgebrochen hatten.
Der für die Studie verantwortliche Arzt Fergusson erklärte, er habe
diese Studie vorgenommen, um den Wissenstand zu verbessern, denn es handle sich
um ein Gebiet, auf dem erst wenig geforscht worden sei.
Die Ergebnisse David Fergussons widersprechen denen einer Studie, die am 28.
Oktober des vergangenen Jahres im britischen Ärztejournal erschien. Sarah
Schmiege und Nancy Felipe Russo waren bei ihren Forschungsarbeiten über
"Depression und unerwünschte erste Schwangerschaft" unter anderem
zu folgendem Ergebnis gelangt: "Der Vergleich von abgebrochenen und ausgetragenen
Schwangerschaften hat keinen direkten Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit
einer klinisch signifikanten Depression ergeben." Die beiden Wissenschaftlerinnen,
die an den beiden Universitäten der US-Bundesstaaten Colorado und Arizona
tätig sind, stützen ihre Schlussfolgerungen auf eine Befragung von
1.247 Frauen in den Vereinigten Staaten. Die Untersuchung wurde jedoch von Julia
Millington, der Leiterin der britischen Organisation "ProLife Alliance",
in Frage gestellt. Millington wies darauf hin, dass mehrere in anderen Fachmagazinen
veröffentlichte Studien Beweise für abtreibungsbedingte Probleme gefunden
hätten und führte beispielsweise eine Erhebung an, die im Jahr 2003
in Kanada durchgeführt worden war. Die Ergebnisse dieser Studie waren noch
im selben Jahr im Magazin der kanadischen Ärztevereinigung ("Canadian
Medical Association Journal") veröffentlicht worden.
Verlust- und Schuldgefühle
Neben den angeführten psychischen Problemen kann eine Abtreibung
auch andere Probleme mit sich bringen. Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung
der Studie von Schmiege and Russo im britischen Ärztejournal konnte man
im medizinischen Magazin "Acta Pediatrica" die Ergebnisse einer Untersuchung
lesen, die zu dem Ergebnis kommt, dass bei Frauen, die abtreiben, die Wahrscheinlichkeit
einer körperlichen Misshandlung eigener Kinder höher ist als bei Frauen,
die keine Abtreibung hatten.
Die "Washington Post" berichtete in ihrer Ausgabe vom 3. November
2005 über eine ähnliche Untersuchung, die von Priscilla Coleman, Professorin
an der staatlichen Universität von Bowling Green, an 581 in Baltimore wohnhaften
Frauen mit niedrigem Einkommen durchgeführt worden war. Aus ihr geht hervor,
dass Mütter, die abgetrieben haben, ihre Kinder um 144 Prozent häufiger
körperlich misshandeln als andere Frauen. Coleman erklärte diesen
Umstand damit, dass eine beträchtliche Anzahl von Frauen, die abgetrieben
haben, an Verlust- und Schuldgefühlen leiden, die zu Zornausbrüchen
führen können. Und die Wissenschaftlerin wies außerdem darauf
hin, dass Frauen, die ein Kind auf natürliche Weise verloren haben, zwar
ähnlich psychische Symptome erfahren könnten wie Mütter nach
einer Abtreibung, dass diese Symptome aber nicht so lange andauern.
Auch eine norwegische Studie stellte bei Frauen, die abgetrieben haben, starke
Trauer- und Schuldgefühle fest. Die diesbezüglichen Forschungen der
Universität Oslo, die am 12. Dezember 2005 in der britischen Tageszeitung
"Telegraph" behandelt und deren Ergebnisse im britischen Fachmagazin
"BMC Medicine" veröffentlicht wurden, haben den Verlauf der psychischen
Gesundheit von 40 Müttern nach einer Fehlgeburt mit 80 Frauen, die abgetrieben
hatten, vergleichen. Die 120 Frauen wurden jeweils zehn Tage, sechs Monate,
zwei Jahre und fünf Jahre nach dem Ereignis befragt. Die "intensive"
Trauerphase dauerte bei Frauen mit einer Fehlgeburt bis zu sechs Monaten nach
dem Verlust ihres Babys, bei Frauen, die abgetrieben hatten, stellte sich diese
Phase wesentlich später ein: zwei und fünf Jahren nach der Abtreibung.
Frühgeburten
Die negativen Wirkungen beschränken sich, wie der "Telegraph"
am 15. Mai 2005 berichtete, nicht nur auf Trauer und Schuldgefühle. Eine
französische Studie, in der 2.837 Geburten erfasst wurden, ermittelte,
dass bei Frauen, die vorher eine Abtreibung hatten, die Wahrscheinlichkeit einer
Frühgeburt höher war. Und zwar kam es bei ihnen 1,7 Mal häufiger
vor, dass das Baby nach weniger als 28 Schwangerschaftswochen auf die Welt kam.
Viele Babys, die so früh geboren werden, sterben bald nach der Geburt,
und sehr viele von denen, die überlebenden, haben schwere Behinderungen.
Depressionen und Suizidgedanken
Ein Bericht des Sonderdezernats für die Datenerhebung über
Abtreibungen im US-Bundesstaat South Dakota, der im Dezember des vergangenen
Jahres dem Gouverneur und dem Parlament unterbreitet wurde, enthält persönliche
Erfahrungsberichte von Frauen, die nach einer Abtreibung eigenen Angaben zufolge
von "Depressionen und Suizidvorstellungen" befallen worden sind. Fast
2.000 Frauen haben in diesen Unterlagen auch ihre Erfahrungen über die
Abtreibung beschrieben. Viele von ihnen gaben an, dass sie zur Abtreibung gedrängt
worden waren – oft vom Vater ihres Kindes, aber auch von anderen Personen.
Zu wenig Information, zu wenig Unterstützung
Viele betonten, dass sie niemals eine Abtreibung hätten durchführen
lassen, wenn sie vor diesem Schritt ausreichend informiert worden wären.
Aus Erfahrungsberichten von Frauen, deren Abtreibungen in einer Klinik von "Planned
Parenthood" (entspricht der in Deutschland tätigen Organisation "Pro
Familia") durchgeführt worden waren, geht hervor, dass der Abtreibungsarzt
die schwangere Mutter zum ersten Mal im Operationsraum sieht. Diese Begegnung
findet also erst statt, nachdem das Formular, in dem man seine Zustimmung zur
Abtreibung ausdrückt, unterzeichnet worden ist.
Eine Studie, die im November des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde,
trägt die Überschrift "Frauen und Abtreibung" und geht auf
Selena Ewing zurück. Sie wurde vom "Australischen Frauenforum"
("Women's Forum Australia") veröffentlicht und bietet eine Zusammenschau
mehrerer Forschungsergebnisse zum Thema. Selena Ewing, die am "Southern
Cross Bioethics Institute" in Adelaide (Australien) wissenschaftlich arbeitet,
stellt darin fest, dass es viele Abtreibungen gibt, weil schwangere Frauen zu
wenig unterstützt würden. Finanzielle Sorgen sind, so die Wissenschaftlerin,
ein Hauptgrund für die Abtreibung, da viele Frauen glaubten, dass die Fortsetzung
ihrer Schwangerschaft ihre beruflichen Pläne oder ihr Studium durchkreuzen
würde. Frauen hätten Angst davor, allein erziehende Mütter zu
werden, weil sie erleben müssten, dass die Männer sie in vielen Fällen
zu wenig unterstützen, und weil sie den Mangel an Solidarität seitens
der Gesellschaft und des Umfelds spürten. Angesichts dieser Sachverhalte
sei es falsch zu sagen, eine Abtreibung komme daher, dass die Schwangerschaft
ungewollt oder unerwünscht sei. Ewings Werk enthält zahlreiche Querverweise
auf bereits veröffentlichte Studien zu physischen und psychischen Auswirkungen
der Abtreibung.
Quelle: www.ZENIT.org
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