Es geht um die Freiheit - jetzt! Über
Anti-Diskriminierungsgesetze und Denkverbote
Merkwürdig: Manche Themen, obwohl umstritten,
werden öffentlich nicht mehr debattiert: Abtreibung, Homosexualität,
die Gleichschaltung von Mann und Frau... Abweichende Positionen werden mit
Stillschweigen, Spott oder Redeverbot bestraft: Vorzeichen bedrohter Freiheit
in der Demokratie?
Geboren bin ich 1942, noch in der Zeit der schlimmsten Diktatur, und während
ich in der Liebe meiner Eltern geborgen in der Wiege lag, rauchten in Auschwitz
die Kamine. Die Freiheit war damals in ganz Europa zum Fremdwort geworden, etwas,
was es irgendwo in einem fernen Land wohl gibt, in der Vergangenheit auch bei
uns gab, aber jetzt nicht mehr.
Als ich zum Gebrauch der Vernunft erwachte, war der Albtraum vorüber, ich
selbst wuchs in einer Zeit auf, in der die Freiheit selbstverständlich war
wie die Luft. Hinter dem "Eisernen Vorhang" allerdings, das wußte
ich, gibt es keine Freiheit, und die Menschen "dahinter" taten mir
leid. Diese Unfreiheit schien aber so entfernt zu sein wie die Unfreiheit in
der Vergangenheit. Wir, das schien unbezweifelbar, leben in Freiheit und das
wird so bleiben. Keine Nazis, keine Kommunisten, wir sind freie Menschen, frei
im Denken, Reden und in allem, was dazu gehört.
Aber wie ist es heute um die Freiheit bestellt? Gibt es nach so vielen Jahren
Freiheit in Bezug auf sie warnende Donner, verdächtige Windstöße?
Die Freiheit scheint ungebrochen zu sein, die Politiker, die natürlich nach
Wahlsieg und damit nach Macht streben, bekennen sich alle zur freiheitlichen
Demokratie - also kein Grund zur Sorge?
In meiner Biographie bin ich also in der Freiheit der Nachkriegszeit groß geworden. Älter
geworden, habe ich zu unterscheiden gelernt: Freiheit besteht nicht darin, alles "zu
dürfen", was man tun könnte. Die Freiheit, in einen Lawinenhang
einzufahren, führt in den Tod. Freiheit bedarf der Vernunft, die Welt zu
sehen, wie sie ist. Auch die "Freiheit des Faustrechtes" ist nicht
die Freiheit, die wir meinen, weil sie nur auf Kosten der Freiheit anderer existiert.
Freiheit ist an Gerechtigkeit gebunden! Um frei zu sein, darf man weder die Seinsgesetze
(siehe Lawinenhang!) noch die Gesetze der Gerechtigkeit (siehe Faustrecht) mißachten!
Das eine führt in die Zerstörung des Lebens, das andere in die Diktatur
der Stärkeren.
Die Menschen unserer Zeit scheinen verliebt in die Freiheit zu sein und wollen
sie immer weiter ausdehnen. Man fordert die freie Wahl bezüglich der eigenen "sexuellen
Orientierung", Freiheit für irgendwelche "Formen des Zusammenlebens",
Freiheit dafür, wie Kinder zu erziehen sind, Freiheit für Abtreibung,
Freiheit für Euthanasie, noch mehr Freiheit für Scheidung. Freiheit
fordert man auch für den Islam, dessen Schwierigkeit mit Freiheitsrechten
man als Binnenproblem abtut. In Europa, scheint es jedenfalls, könne von
Gefährdung der Freiheit nicht die Rede sein.
Stimmt diese beruhigende Diagnose? Nein, und zwar aus mehreren Gründen:
Erstens mehren sich die Versuche, das Leben gegen die klaren Vorgaben der Wirklichkeit
und im eklatanten Widerspruch zur jüdisch-christlichen Bibel zu gestalten
und diese durch Gesetze auszuschalten. Die Homo-Bewegung und ihr Siegeszug sind
ein bedrückendes Beispiel für diese Entwicklung.
Zweitens weitet man die "Freiheit" aus, ohne nach dem Naturrecht, nach
dem höheren Recht von Gott zu fragen und führt Freiheitsrechte mit
Mehrheitsentscheidung ein, die fundamentale Freiheitsrechte anderer mißachten.
Man nimmt sich die Freiheit, das Böse gut zu nennen, weil es die Mehrheit
so will. Vom Gewissen ist nicht mehr die Rede. Man nennt es zwar nicht wie Hitler
eine "jüdische Erfindung", behandelt es aber nicht besser als
die Diktatoren der damaligen Zeit. Die Abtreibungsgesetze in vielen Ländern
sind das offenkundigste Beispiel dafür.
Die Ideologen, die hier trotz aller katastrophalen Erfahrungen am Werk sind,
wissen im Grunde, daß die Wirklichkeit nicht in der Verfügungsgewalt
ihres Wollens ist. Darum greifen sie mehr und mehr zu den altbewährten Mitteln
aller Gewaltherrschaft, die da sind: die Betäubung der Menschen durch die
Lust in allen Varianten, dann die Lüge und zum Schluß: die Gewalt!
Das geht so: Während die Ideologen die Menschen mit immer mehr Wellness
einlullen, erfinden sie "Sprachspiele" und Begriffe, die den Ohren
schmeicheln und ablenken vom Freiheitsraub, der im Gange ist. Diejenigen aber,
die das böse Spiel durchschauen, werden dem Volk gegenüber als die
Ewig-Gestrigen vorgeführt und man beschließt "Anti-Diskriminierungsgesetze" und
Denkverbote.
Aber sind nicht die Freiheit des Denkens und das Recht auf das freie Wort Grundwerte,
auf die Europa stolz ist und auch sein darf? Erkennt man nicht gerade an der
Mißachtung dieses Rechtes die Diktatur? Doch, so ist es, aber davon lassen
sich die Freiheitsräuber nicht beirren. Aus der Geschichte der "Gehirnwäscher" weiß man,
Freiheit läßt sich am besten unterdrücken im Namen der Gerechtigkeit,
des Fortschrittes, dessen, was man, was alle, was die Mehrheit denkt!
Verboten soll laut moderner Begrifflichkeit "Haßrede" (der "hatespeech",
wie die Amerikaner sagen) und Diskriminierung werden. Damit hat man die Vokabel,
mit denen man alle Gedanken, die der eigenen Ideologie zuwiderlaufen, als eine
Art "Verbrechen" deuten und dann auch bestrafen kann. Eine mildere,
weil der Krankheit zuzurechnende Möglichkeit besteht darin, den nicht systemkonform
Denkenden an den Psychiater zu verweisen, wenn er sich als irgendwie "phob" outet,
etwa als "homophob" oder "islamophob".
Bedroht der Islam die Freiheit Europas? Vielleicht später, jetzt bedroht
Europa sich selbst, auch dort, wo es dem Islam begegnet! Denn statt alle Europäer
und alle Muslime zu einem aufrichtigen, freimütigen Dialog über bestimmte
Lehren des Islam zu ermutigen und alle in die Schranken zu weisen, die dieses
Gespräch verhindern wollen, tut Europa das Gegenteil: Kritische Fragen besorgter
Europäer zum Islam gelten als politisch unkorrekt, derjenige, der sie stellt,
wird ausgegrenzt und mit Beschimpfungen abgestraft. Was aber Muslime angeht,
die bereit wären, sich gegen die Bevormundung und Unterdrückung innerhalb
ihrer eigenen Religion zu wehren, sie werden weder ermutigt, noch hilft oder
schützt man sie, sie werden eher ihren Unterdrückern zurückgegeben
wie entlaufene Sklaven!
Beispiele für diese Entwicklung hin zur Unfreiheit gibt es viele, sie betrifft
die Denk- und Redefreiheit, biblisch gesprochen, vor allem im Bereich des 5.
und 6. Gebot Gottes. Man denke an die Abtreibungs-Debatte, daran, wie sogar Professoren
der Universität abgesetzt werden, weil sie z. B. über die Frage, ob
homosexuelle Neigungen veränderbar sind oder nicht, nur reden wollten.
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist auch die Art und Weise, wie die
Gender-Ideologie mit voller Unterstützung der staatlichen Macht dem Volk aufgezwungen werden
soll. Dabei fällt den Menschen weder auf, wie sehr der Staat in solchen
Fragen seine Kompetenz überschreitet, noch lassen sie sich warnen, weil
sie ungläubig reagieren wie seinerzeit bei der Lektüre von Mein Kampf: "Das
kann er nicht ernst meinen, so ein Unsinn!"
Charakteristisch für diesen Kampf gegen die Freiheit ist: Menschen, die
widersprechen, versucht man gar nicht zu widerlegen, Argumente zählen nicht.
Leichter ist es, sie zu diffamieren, sie am Reden zu hindern, und gleichzeitig
die Öffentlichkeit zu verdummen, indem man so tut, als ließen sich
Sachfragen kraft Ideologie und Abstimmung beantworten. Es ist, als ob man die
Frage, ob es in Afrika Elefanten gibt oder nicht, durch Arbeitskreise, Diskussionsrunden
und Abstimmungen von Leuten beantworten ließe, die noch nie in Afrika
waren, nicht einmal im Tiergarten!
Angesichts solcher Blitze und Windstöße soll man nicht Angst haben
vor einem Gewitter, das die Freiheit ertrinken lassen könnte?
Aber mit der Freiheit ist es so wie in der Geschichte vom Walfisch, der unter
das Packeis geraten war und nur noch ein Luftloch hatte, das ständig zuzufrieren
drohte. Was den Wal rettete, war die Zähigkeit, mit der er immer wieder
die sich in dem Loch bildende Eisschicht durchstieß. Wenn wir frei denken,
reden und handeln wollen, müssen wir genau das tun: frei denken, frei
reden, frei handeln, das "Eis durchstoßen"! Gott sei Dank gilt: "Die
Wahrheit kann untergehen, aber nie ertrinken!"
Ist Freiheitskampf eine Aufgabe der Christen? Ja, denn die Kirche will, wie
sie in ihrem Dokument über Glaubens- und Gewissensfreiheit erklärt,
daß Christen "Liebhaber
der echten Freiheit" sind!
Quelle: Vision
2000 - Author: Weihbischof Andreas Laun
- zurück zur News-Übersicht -
|