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Im Leid liegt Sinn
Bei einer Schiffskatastrophe in der fernen Weite des Ozeans
gab es nur einen einzigen Überlebenden, der sich auf eine unbewohnte Insel
retten konnte. Dort baute er sich eine kleine Hütte und fristete mühsam
sein Leben. Einsamkeit, Angst und Krankheit bedrängten ihn tief. Immer
wieder suchte sein Blick den Horizont nach einem rettenden Schiff ab. Vergebens.
Da betete er inständig zu Gott, er möge ihn aus seiner Hilflosigkeit
befreien. Doch es war ihm, als wäre er von Gott und der Welt verlassen
und vergessen worden.
Viele Monate waren bereits vergangen. Der Schiffbrüchige hatte die Phase
des Aufbegehrens gegenüber seinem Schicksal abgelegt und sich damit abgefunden,
ohne Trost und Hilfe sein weiteres Leben fristen zu müssen. Eines Tages
war er wieder einmal auf der Suche nach Nahrung im Innern der Insel. Auf dem
Rückweg zu seiner Hütte erblickte er schon von weitem Rauch. Als er
näher herankam, musste er zu seinem Entsetzen feststellen, wie seine Hütte
ein Raub der Flammen geworden war. Alles, was er hatte, war verbrannt. Da fiel
er in allertiefste Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit. Er spürte, wie etwas
ihn drängte, mit Gott zu hadern: "Ist das die Antwort auf meinen Glauben
an Deine Güte? Herr, warum beantwortest du mein Vertrauen und mein beharrliches
Beten anstatt mit Hilfe mit einem weiteren, vernichtenden Unglück? Ich
kenne Deine Pläne nicht, möchte aber doch an dich glauben und dir
vertrauen."
In seiner Betrübnis warf er sich in den Sand und weinte still vor sich
hin. Als er endlich wieder das Gesicht hob, traute er seinen Augen nicht. Am
Horizont tauchte eine Schiff auf, das ein Boot aussetzte und ihn an Bord holte.
Überglücklich über seine Rettung drückte er dem Kapitän
die Hand und fragte: "Wie haben Sie bloß gewußt, dass ich auf dieser
Insel war und sehnsüchtigst auf meine Rettung wartete?" - "Das
ist ganz einfach zu erklären", erwiderte dieser, "Wir haben
ihre Rauchzeichen gesehen."
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