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Verzerrte Gottesbilder
Gott ist wie ein...
…Polizist:
Gott ist wie ein Polizist der immer mit dem Strafzettel rumläuft und
hofft einen zu erwischen. Einer, der mich dauernd verunsichert und dabei
ist, mir den Spaß zu verderben. Er macht uns viele Vorschriften und
beobachtet, ob wir etwas falsch machen.
Wer kennt nicht diese Drohung, die gerne Kindern gegenüber bei Fehlverhalten
ausgesprochen wird: "Der liebe Gott sieht alles!". Er thront hoch über
uns im Himmel und guckt auf die Erde herab. Auf Schritt und Tritt wird man
beobachtet. Wie einem Polizisten, versteckt im Gebüsch mit Radarpistole,
bleibt ihm keine einzige unserer Sünden verborgen. Jede Verfehlung wird "geblitzt" und
geahndet.
Jeder weiß, grundsätzlich ist ein Polizist gut und wichtig (Stichwort "Freund
und Helfer"). Aber: Was ist die erste Reaktion beim Autofahren, wenn
man ein Polizei-Auto sieht? Man nimmt sofort den Fuß vom Gaspedal und
blickt auf den Tachometer!
…Automaten-Gott:
Man kann alles bei ihm "kaufen". Man muss nur bestimmte Leistungen
erbringen. Als Gegenleistung bekommst du von ihm Gesundheit, Wohlergehen…
…Opa-Gott
Die Werbung suggeriert heute 'alt' als veraltet, nicht mehr 'up to date'.
So ein Gott hat wohl keine Ahnung von Windows 7 oder Google. Er hat also
nichts mit unserem Alltag, mit unserer rauen Wirklichkeit zu tun; dieser
Gott kann nicht Antworten für die Probleme der Welt haben. Meine Lebenspraxis
zeigt: Ich kann mit ihm nicht rechnen, ich muss allein zurecht kommen.
Für diese Leute ist Gott eine Abkürzung für G-uter O-pa
T-otal T-aub. Großväterlich, gütig - aber auch etwas trottelig
hinter den Wolken, der nicht mehr ganz mitbekommt, wenn wir ihn hier unten
auf der Erde einen guten Mann sein lassen.
…Verschönerer-Gott
Ein gern gesehener Gast bei Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit und Begräbnis.
Er macht seine Sache wirklich gut und verschönt die Familienfeiern.
Im Alltag braucht man ihn aber nicht wirklich.
…Feuerwehrmann:
Die Feuerwehr ist bekanntlich sehr wichtig. Aber hoffentlich braucht man
die nie. Die ruft man ja nur im Notfall an. Hoffentlich brennt es nie bei
mir. Viele Menschen rufen Gott nur an, wenn Not am Mann ist. NOT lehrt
beten - dahinter steckt dieses Gottesbild. Sonst lässt man ihn in
Ruhe - und er uns hoffentlich auch...
…Kellner:
"Hr. Ober, bitte bringen Sie mir die Speisekarte, außerdem 3 Pfund
Segen für unsere Familie….!" Kennzeichen für einen
Kellner ist, das der Gast am Kellner gar nicht interessiert ist. Von welchem
Kellner man bedient wird, ist sekundär. Hauptsache er bringt das richtige,
was bestellt wurde. Gott ist an uns interessiert, und wir sollen an Gott
interessiert sein, und nicht nur an das was er bringt. Oft ist man im Beten
an Gott selber kaum interessiert. Hauptsache er bringt das richtige und er
erfüllt die entspr. Wünsche. Wenn der Ober das richtige bringt
- gibt's auch noch ein Trinkgeld. Ähnlich wie eine Spende ins Kollektenkörbchen.
…Versicherungsagent:
bei dem man eine Lebensversicherung für das ewige Leben abschließt.
Entscheidend ist die Versicherungs-Police in der Tasche zu haben, sprich
getauft zu sein. Alles andere ist sekundär.
…Irgendwas-Höheres-Gott:
Irgendwas-Höheres muss es ja geben. So ein Wesen… Dieser Gott
ist das Produkt des Denkens. Für Sorgen und Freuden ist er allerdings
nicht zuständig.
…Der Kuschel-Herrgott
Er macht uns keine Scherereien. Er wird schon dafür sorgen, dass wir
alle, alle in den Himmel kommen.
…Beschützer vor der Wirklichkeit?
Gott wird hier als der liebende Vater gesehen, der vor allen Schwierigkeiten
des Lebens bewahrt. Das ist ein sehr sentimentales Gottesbild. Menschen
mit einem solchen Zerrbild zeigen eine emotionale Unreife und neigen zur
Wirklichkeitsflucht. Das schreckt mitten im Leben stehende Mitmenschen
ab.
… Allerhöchster - der über allem Stehende:
Ist Gott unüberschaubar groß, da er ja das ganze Universum trägt?
Wie könnte er sich dann um mich persönlich kümmern?! Dieses
Gottesbild ist sehr gefährlich da halb richtig - halb falsch. Und das
gefährlichste sind ja bekanntlich Halbwahrheiten...
Gott ist der Allerhöchste. Auf der einen Seite richtig, wie es die Bibel
von Anfang bis Ende bezeugt. ABER: Wenn aus diesem "richtigen" Bild
vom Allerhöchsten so ganz heimlich das Bild von einem großen Konzern
wird, wo oben auf der Chefetage der Allerhöchste sitzt und wir sind
die Untergegeben. Dann wird dieses Bild verhängnisvoll. Denn: Der Chef
auf der Höchsten Ebene erwartet von seinen Untergebenen Leistung. Viele
Menschen leben unter diesem religiösen Leistungsstress.
Außerdem: Zu diesem Chef wird man nur vorgelassen mit ganz wichtigen
Angelegenheiten. Für weniger Wichtige Dinge gibt's die Sekretärin
und Abteilungsleiter, z.B. die Heiligen. Unsere Heiligen sind keine Abteilungsleiter
für die weniger wichtigen Anliegen. Heilige sind sehr wichtig. Gerade
die Heiligen hatten ein sehr persönliches Verhältnis zu Gott und
sind auch mit den kleinsten Dingen zu Gott gegangen. Heilige sind unsere
Fürsprecher, die können wir anrufen, geht mit uns gemeinsam zu
Gott, unterstützt uns im Gebet.
…der ewig Unzufriedene:
Dieser Gott antwortet immer nur: "Das ist noch nicht gut genug. Du musst
das besser machen, wenn du mich zufrieden stellen willst und ich dich lieben soll."
Dieser Gott ist ein perfektionistischer Tyrann, der immer mehr fordert und von
dem man nur zu hören bekommt: "Streng dich noch mehr an!" Dieser
Gott treibt manche Leute in einen geistlichen und nervlichen Kollaps. Weil ein
solcher Gott ständige Schuld- und Angstgefühle in uns hervorruft, können
wir ihn tief in unserem Inneren nicht lieben."
…Einengender Gott:
Dieses Gottesbild betont die Einengung, die angeblich geschieht, wenn Menschen
sich Gott ganz hingeben. Hier wird der Schwerpunkt auf den Verlust der Freiheit
gelegt. Die Opfer dürfen keinen Spaß mehr haben. Alles, was ihnen Spaß
macht, ist jetzt tabu. Dazu alles, was sie jetzt als fromme Menschen zu tun bekommen,
macht keinen Spaß, sondern ist ihnen eine große Last. Bei diesem Gottesbild
werden die Betroffenen von Gott so eingeengt, dass sie kaum Freiraum mehr haben.
Sie kriegen langsam das Gefühl, sie ersticken; sie kriegen keine Luft mehr.
Diese Ansicht war der Auslöser einer Werbekampagne in England letztes Jahr.
Der Werbeslogan "Wahrscheinlich gibt es keinen Gott. Also mach dir keine
Sorgen und genieße dein Leben," wurde an 800 Bussen in Großbritannien
plakatiert. Offensichtlich sind die Atheisten, die die Kampagne ins Leben riefen,
der Meinung, dass der Glaube Menschen Sorgen bereitet und ihnen den Spaß
am Leben verdirbt. Bei diesem Gottesbild wird aber wahre Freiheit missverstanden.
Wahre Freiheit erlebt man nicht, wenn man sich von den "Ketten des Glaubens"
endlich befreit - es sei denn, man glaubt an ein falsches Gottesbild. Wahre Freiheit
ist nicht die Freiheit, alles zu tun, was man für richtig hält, egal
ob es gut oder böse ist. Denn jeder, der Böse tut, wird ein Sklave des
Bösen; jeder, der sündigt, wird ein Sklave der Sünde und jeder,
der Gott ignoriert und seinen eigenen Weg geht, wird ein Sklave seines eigenen
Egos. Ein Sklave ist nicht frei.
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